Benno Werth

Kleine Bilder und Skulpturen

24. Juni - 8. Juli 2001


Als Professor an RWTH Aachen und später an der Fachhochschule Aachen hat Benno Werth sich nicht nur als Lehrer, sondern auch als Künstler einen Namen gemacht. Seine Arbeiten prägen das Gesicht der Aachener Region, wo zahlreiche Straßen und Plätze von ihm entworfen und gestaltet wurden und wo seine großen Skulpturen an markanten Plätzen zu finden sind. Bekannt wurde der Künstler, der 1929 im sächsischen Riesa geboren wurde, vor allem durch die Erfindung eines neuen Gußverfahrens, mittels dessen er seine Skulpturen erstellt. Bei diesem in den sechziger Jahren entwickelten "Subtraktiv-Form-Verfahren" handelt es sich um eine Gußtechnik, die durch den Verzicht der Herstellung eines Positiv-Modells klassische Gußverfahren gleichsam auf den Kopf stellt. Benno Werth arbeitet statt dessen negativ in die von ihm gewählte Gußform aus Kieselgur oder furanharzgebundenem Quarzsand und erzeugt somit das Flussbett der späteren Skulptur. Die eigentliche Skulptur besteht in dieser Schaffensphase lediglich in der Vorstellung des Künstlers.

In Mönchengladbach wird Benno Werth ausschließlich kleinformatige Bilder und Skulpturen zeigen. Ein Ziel der Kunst Benno Werths besteht darin, mit dem Betrachter in einen Dialog zu treten. Die Größe der Arbeiten spielt dabei eigentlich keine Rolle. Der Begriff Dialog hat für Benno Werth eine weitreichende Bedeutung, die nicht nur die Beziehung der Werke zum Betrachter, sondern auch die Beziehung der Arbeiten untereinander und der Gestaltungselemente innerhalb ein und desselben Werkes charakterisiert.

Sind auf den ersten Blick Malerei und Skulptur zwei getrennte Formen des künstlerischen Ausdrucks, so schafft Benno Werth es, beide künstlerischen Prinzipien in einen Dialog miteinander zu bringen, der als eine wichtige Komponente die Kunst Benno Werths bestimmt. Ein Dialog setzt immer die Begegnung mit etwas oder jemand anderem voraus, ein Ausgehen von sich und eine Rückkehr zu sich selbst. Die Begegnung mit der Kunst ist immer auch die Herausforderung, sich mit etwas Anderem, etwas Ungewohntem und manchmal auch Fremdartigem auseinander zu setzen. Es gibt die recht einfach zu "konsumierende" Kunst, die in realistischer Weise unsere Welt abbildet, es gibt die konkrete, ungegenständliche Kunst, die der Betrachter nur verstehen kann, wenn er sich mit den abstrakten Theorien des Künstlers beschäftigt, und es gibt die Kunst Benno Werths, die zwischen diesen beiden Extremen angesiedelt ist. Sie erschließt sich nicht unbedingt auf den ersten Blick dem Betrachter, will ihn aber dazu auffordern, sich eingehender mit ihr zu befassen und ihre Vielschichtigkeit zu ergründen, mit anderen Worten, in einen Dialog mit ihr zu treten.

Hat sich der Betrachter einmal auf diesen Dialog mit dem Kunstwerk eingelassen, so wird er nach dem Ergründen der formalen Mittel des Kunstwerks dazu angeregt, über den Sinngehalt der Werke nachzudenken. Benno Werth kombiniert häufig senkrechte, aufstrebende Formen mit horizontalen Linien oder Flächen, er setzt Komplementärfarben im direkten Verbund nebeneinander, er schafft massive Wände mit filigranen Durchbrüchen, kombiniert polierte Steinoberflächen mit unbearbeiteten. Er bringt bewußt Gegensatzpaare in eine harmonische Verbindung, um so zu zeigen, dass nur im Dialog aus Gegensätzlichem eine Harmonie, eine Vollkommenheit erreicht werden kann. Die Gegensatzpaare sind nicht aus formalästhetischen Gründen gewählt, sondern bergen für Benno Werth festgelegte Sinngehalte: Die Senkrechte symbolisiert für ihn das aktive, spendende Prinzip, die Waagerechte das passive, aufnehmende Prinzip. Beide sind für ihn wertgleich, eines ohne das andere aber unvollständig. Das ist Benno Werths Credo: Für sich alleine ist nichts vollständig, nur im Dialog, in der Auseinandersetzung mit dem Anderen, gelangt man zu Harmonie. Fast alle im [kunstraumno.10] gezeigten Arbeiten sind neuesten Datums. Klaus Honnef hat in einem Artikel über Benno Werth einmal gesagt: "Dies ist gewiß keine Kunst, die aktuellen Tendenzen nachhängt, aber eine, die Bewußtsein weckt. Werth wandelt seinen künstlerischen Entwurf ständig, wobei er es sorgsam vermeidet, ihn modisch aufzuputzen, und schreitet seinen Weg konsequent weiter." Dieser Ausspruch, übrigens aus dem Jahr 1968, erfaßt den Charakter der Werke Benno Werths hervorragend und ist auch heute noch zutreffend. Selbst diejenigen Besucher, die seit Jahren Ausstellungen von Benno Werth gesehen haben, werden im [kunstraumno.10] wieder Neues entdecken, neue Farben, neue Formen, aber die Grundaussage der Werke bleibt über die Jahrzehnte der künstlerischen Entwicklung Benno Werths immanent: das Suchen und Finden des Dialoges, das Prinzip der Hoffnung, eine durch und durch menschliche und positive Lebenseinstellung.

Weitere Informationen über Benno Werth finden Sie auch unter www.bennowerth.de