Jochen Mura

Implantat

27. November - 11. Dezember 2005

Schon die Bezeichnung "Ausstellung" führt bei den Installationen Muras in die Irre: Mura stellt genau genommen nicht aus, er inszeniert keine Schau; er pflanzt ein, "implantiert" eben. Was seine Kunst dabei zur Ansicht freigibt, bleibt immer auch im Verborgenen, so wie ein Implantat unsichtbar bleibt. In diesem Sinn wird Muras Arbeit durch das Wesen des Verborgenen erst erfahrbar. Das ist mehr als Haarspalterei oder eine schale Inszenierung von Doppelbödigkeit; bei Mura ist es ein künstlerisches Konzept, das in der systematischen Strenge und Unbestechlichkeit einer naturwissenschaftlichen Versuchsanordnung die Möglichkeiten - wie auch die Begrenztheit - menschlicher Wahrnehmung und Befindlichkeit auslotet.

In Mönchengladbach unternimmt Mura dies anhand der Innenschau eines im Wortsinn raumfüllenden Konstruktes. In den fast quadratischen Ausstellungsraum setzt Mura nahezu nahtlos einen weiteren Raum, einen Fremdkörper, der, ebenso wie er sich in die Umgebung einpasst, sich ihr gegenüber verschließt bis auf eine fensterartige Auslassung, durch die das Tageslicht von Außen und durch das Fenster der "echten" Außenhaut ins Innere dringt. Der Blick aus der Fensteröffnung gibt - Höhepunkt des illusionslosen Vexierspiels - den Blick in ein Inneres frei: Durch einen trichterförmige Körper erblickt der Betrachter das Modell einer Resopal-Fensterbank. Darauf wiederum platziert das verkleinerte Modell eines Mietshauses. Alles ist wirklich, alles alltäglich, und doch ist nichts an seinem Platz, das Naheliegende entrückt, das Bekannte ins Fremde gestellt. Der "eigentliche" Außenraum - der Ausstellungsraum - verbleibt als Hülle, als anonymer, verborgener Träger der künstlerischen Aussage, deren Bedeutung ebenfalls im Verborgenen bleibt. Alles, was der Betrachter ausmacht, sind Andeutungen von Bekanntem, Versatzstücke von Wirklichem: eine Schräge erinnert an ein Dach, eine Öffnung an ein Fenster, den so verstandenen und erlebten Raum erklären wir zu einem Speicher. Es sind Zitate, die ihren Kontext erläutern, indem sie ihn entfremden. So offenbart das Modell, indem es Gestalt annimmt, auch seinen Konstrukteur: es ist am Ende der Betrachter selbst, der sich den Raum, der ihn umgibt, zueigen machen, ihn mit Bedeutung "bewohnbar" machen muss, wenn er verstehen will, was im Inneren vorgeht. Das ist das Angebot von Muras verschachtelten Innenwelten.

Diese Ausstellung wurde unterstützt durch die Firma Albert Köhler GmbH & CO KG