Friederike Hinz

Monokultur


28. Januar 2007 - 11. Februar 2007

Seit fast zwanzig Jahren spielen Hasen eine zentrale Rolle in der künstlerischen Arbeit der in Lüttelforst lebenden Künstlerin Friederike Hinz. Unter dem Oberbegriff "Feldforschung" versucht sie gewissermaßen dem Hasen auf die Spur zu kommen. "Bewaffnet" mit einer Digitalkamera pirscht sich Friederike Hinz immer wieder an die scheuen Wildtiere heran, um sie aus der Nähe zu studieren. Die Fotos, die sie dabei macht, bilden die Grundlage ihrer künstlerischen Arbeit. Über den Weg der Nachbearbeitung am Computer überträgt sie die Aufnahmen malerisch auf die Leinwand. Auf den ersten Blick erkennt man häufig nur Landschaft und erst bei näherem Hinsehen entdeckt man das eigentliche Objekt, um das es sich bei den Arbeiten von Friederike Hinz immer wieder dreht. Dieses Objekt, der Hase in der Distanz, wird dann zumeist in einer Reihe von Bildern subjektiv weiterverarbeitet. Dabei versucht die Künstlerin, die anfängliche Distanz aufzuheben, indem sie in einem Prozess der Annäherung langsam in ihren Ölbildern den Hasen heranzoomt und ihn dabei förmlich aus der Landschaft herauszieht. Erwartet man nun ein Hasenstillleben, wird man enttäuscht. Das gezoomte Bild löst sich auf, das ursprüngliche Objekt des Bildes zerfällt in einzelne Farbflecken und Formen und es entstehen abstrakte Bilder, die nur in den farbigen Formen Erinnerungen an das Ursprungsbild aufkommen lassen. Die Annäherung wird zur Auflösung und gleichzeitig zum Ursprung eines neuen Bildgedankens. Friederike Hinz überträgt anhand ihrer "Feldforschungen" wesentliche Entwicklungsschritte der abstrakten Malerei in ihren Mikrokosmos und verweist in diesem Sinne auf die Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts.

In ihren neueren Arbeiten öffnet Friederike Hinz sich zudem einem weiteren Themenkomplex, der kunsthistorisch ebenfalls hoch bedeutsam ist: der Rolle des Betrachters im Bild. Betrachtet man beispielsweise mittelalterliche Altarbilder, erkennt man immer wieder, wie Stifter - häufig im Dialog mit dem Betrachter des Bildes - im Bild verewigt wurden. Diesen Dialog greift Friederike Hinz auch in ihren aktuellen Arbeiten auf. Die Annäherung, die sie immer wieder in ihren Ölbildern an das Bildsujet "Hase" heranführt, führt letztendlich dazu, dass die Künstlerin als Betrachterin eins mit dem Bild wird. Die Rolle, die sie bei der Beobachtung der Hasen einnimmt, wird in Form eines Schattens auf das Bild selbst übertragen. Das, was ursprünglich auf einer Fotografie vielleicht als "Störung" im Bild wahrgenommen wird, wird in den Bildern von Friederike Hinz zum eigentlichen Bildthema. Durch die Übertragung des eigenen Schattens auf die Leinwand wird die Annäherung zwischen Künstlerin und Bildthema zu einem vollkommen neuen Bildinhalt geführt. Letztendlich hat sie damit den lang angestrebten Weg ihrer künstlerischen Arbeit, der Auseinandersetzung mit Nähe und Distanz, auf eine wunderbare Form zum Einklang gebracht.

Zur Ausstellung erschien eine Edition.