Ulli Böhmelmann

Standschwebe - Objekte im Raum

15. September - 29. September 2002


Silikon, Porzellan und Papier sind die Materialien, mit denen Ulli Böhmelmann sich seit ihrem Studium an der Hochschule für Künste in Bremen beschäftigt. Ihren leichten, oft zerbrechlich wirkenden Skulpturen sieht man ihre Materialherkunft auf den ersten Blick nicht an. Häufig schweben sie frei im Raum und lassen alle Gedanken an Schwerkraft und Masse vergessen. Es ist nicht der Körper einer Skulptur, den sie darstellen möchte, sondern das Verhältnis der Materie zum umgebenden Raum, ihr Interesse gilt der Darstellung von Aufbrüchen, Zwischenräumen und insbesondere der Transparenz.

In Zusammenarbeit mit der Choreografin Regina Magnus wurde so vor zwei Jahren in Rotterdam das Projekt "Grenzgänge" entwickelt, bei dem erstmals dünne, röhrenförmige Netze aus Silikon entstanden, die den Proportionen des menschlichen Körpers im Verhältnis 1:7 entsprachen. Diese zarten, nahezu unsichtbaren Objekte bilden für Ulli Böhmelmann eine Form des Übergangs von Materie zu Nichtmaterie, da sie mehr Zwischenraum als Stofflichkeit besitzen. "No-Body" nennt sie ihre Silikonobjekte, die den Ausstellungsbesuchern immer wieder ein besonders Gefühl für Räumlichkeit vermitteln. Durch die Bewegung zwischen den Objekten, durch den Kontakt mit den Objekten und durch die gegenseitige Betrachtung durch die Objekte wird "Raum" bzw. "Zwischenraum" auf eine ganz eigentümliche Art wahrgenommen.

Die Aufhebung der Schwerkraft suggerieren auch die Papier- und Porzellanobjekte von Ulli Böhmelmann. Blütenformen schweben im Raum oder haben sich auf dem Boden "niedergelassen" und wirken, als ob sie beim leisesten Windhauch wieder ihre Reise frei in den Lüften fortsetzen würden.

Der Eindruck von materieller Enthaltsamkeit entsteht bei den Arbeiten Ulli Böhmelmanns aufgrund der besonderen Behandlung ihrer Materialien, die zumeist den üblichen Bearbeitungstechniken genau entgegensteht. Ihre Porzellanarbeiten lassen nichts von der erdigen Herkunft des verwendeten Materials erahnen, die hauchdünnen Porzellanformen besitzen stattdessen eine fast immaterielle Leichtigkeit. Diese Wirkung wird noch verstärkt durch den Verzicht auf den Glanz der sonst üblichen Glasur. Aufgrund der matten Glätte und Transparenz der Oberflächen tritt das Material als solches fast völlig in den Hintergrund: Für Ulli Böhmelmann steht nur die Idee der Form im Vordergrund.

Bereits 1994 gewann Ulli Böhmelmann den INAX Design Prize for Europeans und erhielt auf diese Weise Gelegenheit, für drei Monate in Tokoname in Japan zu arbeiten. Weitere Stipendien erhielt sie von der Porzellanmanufaktur Nymphenburg und aktuell vom Land Rheinland-Pfalz.


Weitere Informationen über die Künstlerin finden Sie auch unter www.ulli-boehmelmann.de