Gisela Weyand

Bienenwachs und Rost

4. Mai - 18. Mai 2003

Wachs und Rost sind beides Materialien, die einen natürlichen Ursprung besitzen. Wachs ist ein Stoff, der in einem biologischen Prozess aufgebaut wird, und Rost ein chemisches Zerfallprodukt des Eisens. Beides sind Materialien, die Gisela Weyand sehr individuell für Ihre Arbeiten nutzt.

Gerade Bienenwachs wird aufgrund seiner Oberflächenbeschaffenheit und seines besonderen, intensiven Geruches stets mit positiven Eigenschaften verbunden. Wachs besitzt einen samtigen, milchigen Glanz, der das Licht nicht kalt spiegelt, sondern sanft in sich aufnimmt und zu speichern scheint. Gisela Weyand nutzt diese Eigenschaft für ihre reduzierten, fast minimalistischen Arbeiten. Sie betitelt sie selbst als stille Arbeiten, in dem Sinne, dass sie nichts verbergen, sondern vielmehr den Betrachter dazubringen, sich intensiv mit diesen Arbeiten auseinander zu setzen. Viele Arbeiten bestehen "nur" aus pigmentiertem Bienenwachs und sind oft in Reihungen zusammengefügt. Doch sind die einzelnen Arbeiten weit davon entfernt, gleichförmig zu wirken. Jede Tafel besitzt eigene Qualitäten, unterscheidet sich in vielen kleinen Nuancen von den anderen und ist doch Teil des Ganzen. Gisela Weyand interessiert sich gerade für diese Unterschiede, die kaum merklich sind, doch aber jeder Arbeit individuelle Züge verleihen. Andere Arbeiten fallen durch frei gesetzte Zeichen- und Formensetzungen auf, die behutsam mit Wachs überzogen sind. Doch statt das Wachs die Formen durch seine milchigen Charakter überdeckt, erhalten die Arbeiten eher eine besondere Aura, die den Blick auf die gesetzten Zeichen und Formen eher noch intensiviert und die Besonderheit jeder Tafel hervorhebt.


Ebenso individuell ausgerichtet sind Gisela Weyands Rostbilder. Seit 1999 arbeitet sie an dem Projekt "193 Eisentafeln für 193 Länder der Welt". In jedes dieser Länder wurden von ihr unbehandelte Eisentafeln versandt, die dort vier Wochen der Natur ausgesetzt wurden. Alle Tafeln weisen sehr differente Oxydationen, Spuren und Farben auf, die ausschließlich von den jeweiligen klimatischen Verhältnissen und den verschiedenen Untergründen verursacht wurden, denen die Tafeln im Verlauf dieser vier Wochen ausgesetzt waren. Nach Rückerhalt werden die Tafeln mit den jeweiligen Ländernamen gekennzeichnet und luftdicht verpackt, so dass ein weiterer Oxydationsprozess unterbunden wird.



Neben diesem weltweiten Projekt, dass neben der künstlerischen Ausrichtung auch vor allem von der gedanklichen und spirituellen Verbindung lebt, die durch die Versendung der Tafeln und der damit verbundenen Korrespondenz bestimmt wird, arbeitet Gisela Weyand immer wieder an Rostbildern, die Orte und Zeitabschnitte charakterisieren. So gibt es beispielsweise Deutsch-Polnische Rostbilder oder Arbeiten, an denen in besonderer Weise zeitliche Abläufe sichtbar werden, wie das Bild "49 Wochen", für das eine korrodierte Eisenplatte jeweils eine Woche in ein Feld einer mit 49 Abschnitten unterteilten Leinwand gelegt wurde. Die unterschiedlichen Abdrücke zeigen die Veränderungen im Zeitraum vom 20. Januar bis zum 29. Dezember 2002 auf.

Zur Ausstellung erscheint eine Edition.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 4. Mai 2003 in der Zeit zwischen 11:30 und 16:00 Uhr statt. Die Ausstellung ist bis zum 18. Mai jeweils freitags von 17:00 - 19:00 Uhr, samstags und sonntags von 15:00 - 17:00 Uhr sowie nach Vereinbarung zu besichtigen.

Weitere Informationen zur Kunstszene Mönchengladbach finden Sie auch unter

www.kunst-mg.de  sowie unter www.co-mg.de